Umgeben von karger Steinlandschaft findet sich auf der Schurenbachhalde in Essen die „Bramme für das Ruhrgebiet“ von Richard Serra. Das Werk des amerikanischen Künstlers ist 67 Tonnen schwer, 14,5 Meter hoch, 4,2 Meter breit und 13,5 Zentimeter dick.
Unser virtueller Rundgang soll dabei vor allem diese fast widersprüchlich wirkenden Maße veranschaulichen – während die Frontalansicht das Werk wandähnlich erscheinen lässt, wirkt es von der Seite verdächtig schmal. Dieser Effekt der Irritation ist etwas, womit Richard Serra öfters spielt, indem er die Eigenschaften von Stahl gegen die unserer Wahrnehmung ausspielt.
Der Begriff der Bramme bezeichnet einen länglichen, flachen Block aus gegossenem Stahl, ein Zwischenprodukt der Blechfertigung. Die Verbindung zum Ruhrgebiet ist hier klar, allerdings wurde die Bramme nicht in Deutschland, sondern 1998 in Frankreich gefertigt. Auf der Schurenbachhalde erinnert sie nun ein wenig an eine XXL-Version der in Utah und an anderen Orten der Welt gefundenen Monolithen – ich verlinke hierzu einen Text am Ende des Eintrags. Auch wenn Monolithen natürlich geformt und entstanden sind, so ist die Symbolwirkung von Stahl auf einer Halde die einen Ausblick über einen Großteil des Ruhrgebeits ermöglicht, enorm. Die Bedeutung der industriellen Entwicklung des Ruhrgebiets bekommt hier fast etwas von einem religiösen Credo.
Im Wandel befindet sich das Werk durch die wechselnden Graffitis, welche auf den unteren 2 Metern zu finden sind. Die Aufnahmen für unseren Rundgang entstanden im September 2020 und sind durch die Sprühereien auch nicht mit früheren Aufnahmen des Werkes zu verwechseln – eine Arbeit deren Permanenz durch ein Element aufgegriffen wird, welches auch vielerorts die leeren Produktionsstätten des früheren Stahlbetriebs verziert. Die Graffitis sind hier also mehr als eine Signatur, sie erweitern die Ortsspezfik von Serra’s Arbeit.
360°-Ansicht zur „Bramme für das Ruhrgebiet“ von Richard Serra:
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Ein lesenswerter Artikel aus dem Monopol Magazin: „Was die Monolithen mit der Pandemie zu tun haben“:
https://www.monopol-magazin.de/monolith-als-inbegriff-des-raetsels